Bildschaffende Methoden
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Kupferchloridkristallisationsbild Apfel (Quelle: Uwe Geier, IBDF) |
Bildschaffende Methoden
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann die Entwicklung mehrerer Untersuchungsverfahren, die heute unter dem Oberbegriff bildschaffende Methoden zusammengefasst werden. Ihre bekanntesten Vertreter sind die Kupferchloridkristallisation (auch Biokristallisation genannt), die Steigbildmethode und Rundbildmethode (auch Chromatest genannt). Das Grundprinzip der Methoden ist: bestimmte Metallsalze werden in wässriger Lösung auf einem Träger mit der zu untersuchenden Substanz in Reaktion gebracht. Das Ergebnis sind probenspezifische Strukturen bzw. Farben. Von den Bildern werden Aussagen u.a. über Qualität der Proben abgeleitet, vor allem von Lebensmitteln.
Der Interpretations- bzw. Auswertungsschritt in den bildschaffenden Methoden stellt eine besondere methodische Herausforderung dar. Schließlich liegt hier ein Unterschied zur üblichen Vorgehensweise in den Naturwissenschaften. Eine anerkannte Art der Auswertung beruht auf der Verwendung von Referenzbildern (vgl. Geier & Fritz 2008). Das heißt, es werden Zusammenhänge zwischen Bildmerkmalen/Bildtypen und Eigenschaften der Probe (z.B. unreif, reif) beobachtet. Diese Zusammenhänge sind zum Teil gut untersucht (z.B. über die Alterung bei pflanzlichen Proben), zum Teil müssen für unbekannte Proben angemessene Referenzbilder erst angefertigt werden. (Die hier dargestellten Bilder dienen lediglich zur Veranschaulichung der drei Methoden.)
Die bildschaffenden Methoden wurden bzw. werden seit Jahrzehnten von einigen Herstellern komplementärer Heilmittel in der Forschung eingesetzt (z.B. Weleda, Wala, Hiscia). Daneben wurden die Methoden vor allem in Forschungseinrichtungen gepflegt, die sich um die Weiterentwicklung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise gekümmert haben.
Eine gewisse Bekanntheit erlangten die bildschaffenden Methoden vor allem in deutschsprachigen Ländern seit den neunziger Jahren durch Arbeiten von und mit Dr. Ursula Balzer-Graf (später Graf). Dabei ging vor allem um den Vergleich ökologisch und konventionell erzeugter Lebensmittel.
In der Vergangenheit wurden Artikel über die bildschaffenden Methoden v.a. in nicht redigierten Zeitschriften im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Als Folge des Engagements einiger Universitäten in den letzten Jahren (darunter Kopenhagen, Kassel, Oldenburg, Pisa) sind nun eine Reihe wissenschaftlicher Artikel veröffentlicht bzw. in Vorbereitung.
Kupferchloridkristallisation
Als bekannteste bildschaffende Methode kann die Kupferchloridkristallisation oder Biokristallisation bezeichnet werden. Sie wurde von Ehrenfried Pfeiffer auf Anregung Rudolf Steiners in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt. Kupferchloridkristallisationsbilder werden hergestellt indem die zu untersuchende Substanz in wässriger Lösung zusammen mit Kupferchlorid auf einer Glasplatte bei einem bestimmten Klima auskristallisiert. Das Kristallisationsvermögen des CuCl2 wird durch die Probe spezifisch beeinflusst. Die Flüssigkeit wird auf einer Glasplatte von einem Kunststoffring mit ca. 9 cm Innendurchmesser gehalten. Die Methode der Kupferchloridkristallisation variiert geringfügig je nach Labor. In einer Kristallisationskammer werden – je nach Bautyp – ca. 12 bis 50 Platten zugleich angesetzt. Entscheidende Kriterien sind das Verhältnis von Probe und Kupferchlorid sowie ein Raumklima, das eine bestimmte Verdampfungszeit ermöglicht (Zeit von der ersten Kristallisationskeimbildung bis zum Auskristallisieren der letzten Platte).
Eine detaillierte Beschreibung der Technik der Kupferchloridkristallisation findet sich bei Engqvist (1970), Andersen (2001) und Kahl (2006). Kupferchloridkristallisationsbilder sind schwach grünlich transparent. Gut erkennbare Fotos werden deshalb im Dunkelfeld aufgenommen.
Steigbildmethode
Die Steigbildmethoden wurde von Lili Kolisko (1923) entwickelt und später von anderen weiterentwickelt (vgl. Engqvist 1977, Naturwiss. Sektion 1987). Die Methode ist mit der Chromatographie verwandt (vgl. Strüh 1987).
Steigbild Apfel
(Quelle: Uwe Geier, IBDF)
Rundbild-Methode
Die Rundfilterchromatogramm- oder kurz Chroma-Methode wurde 1953 von Ehrenfried Pfeiffer als Qualitätstest für Böden, Komposte und biologische Substrate entwickelt (Pfeiffer 1984).
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Rundbild Birne (Quelle: Uwe Geier, IBDF) |
Ziel war es, die qualitative Verschiedenheit, die durch Analysen nicht erfasst wird, zu untersuchen und zu demonstrieren. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt der Anwendung der Chroma-Methode bei der Boden- und Kompostbeurteilung (vgl. Hassold-Piezunka 2003, Bangert 1994, Voitl & Guggenberger 1986). Es finden sich nur wenige Quellen über einen Einsatz zur Bewertung von Lebens- oder Heilmitteln (vgl. Pfeiffer 1959; Haave & Aalvik o. Jg.; Gelin 1987, 1999; Balzer-Graf 1997, 1999; Flückiger 2000, 2001). Im Unterschied zur Untersuchung von Böden und Komposten liegen kaum methodische Arbeiten über die Auswertung von Chroma-Bildern von Lebensmitteln vor (vgl. Pfeiffer 1984 und Gelin 1987). Das enorme Erfahrungswissen verschiedener Bearbeiter wurde in der Vergangenheit bedauerlicherweise nur fragmentarisch veröffentlicht. So spricht Pfeiffer 1959, kurz vor seinem Tod, von über 100.000 Chromas im Archiv, zahlreichen untersuchten Lebensmitteln und der Absicht, eine Monographie zu veröffentlichen (vgl. Pfeiffer 1984).
Beim Chroma für die Untersuchung von Lebensmitteln wird ein rundes Filterpapier (z. B. Schleicher & Schuell 604) von 15 Zentimeter Durchmesser auf eine Petrischale gelegt. Das Papier wird in der Mitte gelocht und ein zwei Zentimeter langer Papierdocht, eng gerollt aus einem zwei Mal zwei Zentimeter Filterpapierstück, eingeführt, der aus einer kleinen Schale, die auf dem Boden der Petrischale steht, zwei Lösungen aufzieht. Zuerst wird das Papier auf diese Weise mit 0,5 ml Silbernitrat (0,5%ig) bis vier Zentimeter Radius imprägniert und zwei Stunden eintrocknen gelassen. Anschließend wird der Probenextrakt (1,25 ml) aus einer neuen Schale und einem neuen Docht gezogen und bis sechs Zentimeter Radius laufen gelassen. Der Extrakt wurde vorher auf probenspezifische Art mit Natronlauge aufgeschlossen. Während des Laufens des Probenextraktes ist das Papier mit einem kleinem Behälter, z. B. einer Glasschale, abgedeckt, um die Luftfeuchte zu erhöhen. Das Raumklima soll etwa 20 ° C und 60 % relativer Luftfeuchte betragen. Das Silbernitrat reagiert empfindlich auf Licht, weshalb alle Arbeitsschritte in einem weitgehend abgedunkelten Raum durchgeführt werden sollen. Um ihre vollständige Farbe zu entwickeln, müssen die Bilder nach dem Eintrocknen einige Stunden diffusem Licht ausgesetzt werden. Pfeiffer (1984) beschreibt eine leicht abweichende Methode der Bildherstellung.
Quelle: Dr. Uwe Geier, Forschungsring e. V., Bereich IBDFLiteratur:
Andersen, J.-O. 2001: Development and application of the biocrystallization method. Ph.D. thesis. Royal Veterinary and Agricultural University, Copenhagen, Denmark
Balzer-Graf, U. 1997: Qualität – ein Er-Lebnis. Forschungsinstitut für Vitalqualität, Wetzikon (Schweiz), Eigenverlag
Balzer-Graf, U. 1999: Qualität für die Ernährung. In: Reents, H.J. & U. Mück. Alte und neue Dinkelsorten. Schriftenreihe Band 10 des Instituts für biologisch-dynamische Forschung, DarmstadtBangert, D. 1994: Zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Chroma-Boden-Testes als bildschaffende Methode. Verlag Edition Zukunft, Barsinghausen
Engqvist, M. 1970: Gestaltkräfte des Lebendigen. Vittorio Klostermann Vlg. Frankfurt a.M.
Flückiger, H. 2000: Bildschaffende Methoden. Mistilteinn, Beiträge zur Mistelforschung, 2000/1. Hiscia, Arlesheim (CH)
Flückiger, H. 2001: Bildschaffende Methoden. Mistilteinn, Beiträge zur Mistelforschung, 2001/2. Hiscia, Arlesheim (CH)
Geier, U.; Fritz, J. 2008: Grundlagen der Bildinterpretation in den bildschaffenden Methoden Kupferchloridkristallisation und Steigbild. In Vorbereitung
Gelin, J.-P. 1987: Natürliche Alterungs- und experimentell gesteuerte Abbauprozesse organischer Substanzen in Fliessbildern. Elemente der Naturwissenschaft 1 / 46, Sondernummer. Naturwissenschaftliche Sektion am Goetheanum. Dornach (Schweiz)
Gelin, J.-P. 1999: Pulsatilla vulgaris und Pulsatilla pratensis. Eine vergleichende Studie zwischen Wildpflanze und Zuchtpflanze. Der Merkurstab, Heft 1, 52 Jg.
Haave, J. & B. Aalvik (o.Jg): Eine chromatographische Schnellmethode zum Nachweis von Fremdproteinen in Hackfleisch. Archiv für Lebensmittelhygiene, Sonderdruck, Heft 1, 31.Jg, Vlg. Schaper Hannover
Hassold-Piezunka 2003: Eignung des Chroma-Boden-Tests zur Bestimmung von Kompostqualität und Rottegrad. Dissertation Universität Oldenburg (DE)
Kahl, J. 2006: Entwicklung, in-house validierung und Anwendnung des ganzheitlichen Verfahrens Biokristallisation für die Unterscheidung von Weizen-, Möhren- und Apfelproben aus unterschiedlichem Anbau und Verarbeitungsschritten. Habilitation. Universität Kassel, Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur
Pfeiffer, E. 1959: Eine qualitative chromatographische Methode zur Bestimmung biologischer Werte. Lebendige Erde, Nr. 5/59, Darmstadt
Pfeiffer, E. 1984: Chromatography applied to quality testing. Bio-Dynamic Literature, Wyoming, Rhode Island
Strüh, J. 1987: Grundlegende Phänomene bei der Ausbildung der Steigbildformen. Bildtypen und pharmazeutische Prozesse. Elemente der Naturwissenschaft 1 / 46, Sondernummer. Naturwissenschaftliche Sektion am Goetheanum. Dornach (Schweiz)
Voitl, H. & Guggenberger, E. 1986: Der Chroma-Boden-Test. Orac-Verlag, Wien
Zalecka, A. 2006: Entwicklung und Validierung der Steigbildmethode zur Differenzierung von ausgewählten Lebensmitteln aus verschiedenen Anbausystemen und Verarbeitungsprozessen. Diss. Agr. Universität Kassel, Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur
Weitere empfehlenswerte Literatur:
Balzer-Graf, U., Balzer, F. (1991): Steigbild und Kupferchloridkristallisation - Spiegel der Vitalaktivität von Lebensmitteln -. In Meier-Ploeger, A. M., Vogtmann H., (Hrsg.): Lebensmittelqualität - ganzheitliche Methoden und Konzepte. Verlag C. F. Müller, Karlsruhe, 2. Aufl., S. 163-210
Geier, U. 2005: Pflanzenorganbildtypen in Kupferchloridkristallisation und Steigbild. Lebendige Erde, Heft 5, Darmstadt.
Geier, U., Seitz, L. (2006): Bildoptimum und Bildtypen im Rundfilterchromatogramm (Chroma) bei der Untersuchung von Pflanzen. Elemente der Naturwissenschaft 85
Mandera, R. (1995): Zur Metamorphose von Pflanzenorganen, Substanzqualitäten und Bildtypen im Steigbild. In: Tycho de Brahe Jahrbuch für Goetheanismus. Tycho Brahe Vlg. Niefern-Öschelbronn
Selawry, A. & Selawry, O. (1957): Die Kupferchloridkristallisation. Stuttgart , Gustav Fischer
Weibel, F.; Bickel, R.; Leuthold, S.; Alföldi, T.; Balzer-Graf, U. 2000: Are organically grown apples tastier and healthier? A comparative Study using conventional and alternativ methods to measure fruit quality. Acta Horticulturae 517, 417-427